Institut für Polytoxikomanologie und Perspektivismus

"Aber insgesamt macht mich IPuP eher ratlos. Weil es ist zu ernst für Satire, zu verspielt für Politik und zu propagandistisch für Philosophie."

Tag: Institut für Polytoxikomanologie und Perspektivismus

Philosophische Begriffe kurz erklärt

  No. 13 „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“

Zitiert nach: T. W. Adorno, Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Suhrkamp 2003 (1951), Aphorismus 18: Asyl für Obdachlose, S. 42f.

Kaum ein Adorno Zitat besitzt eine solche Popularität wie obenstehendes. Aber was das nun bedeutet oder worum es eigentlich sonst so geht, das weiß malwieder kaum jemand. 

Fangen wir an. Der Satz steht in Minima Moralia, eine Aphorismensammlung, die in der Zeit des zweiten Weltkriegs entstanden ist, in der Adornos gemeinsame Arbeit mit Horkheimer aufgrund von räumlicher Trennung (Emigration, Faschismus, ihr wisst schon) nicht stattfinden konnte. Die darin versammelten Miniaturen sollen die gemeinsame Philosophie „von subjektiver Erfahrung her darstellen“, es sind also konkrete Anwendungen von in der „Dialektik der Aufklärung“ stehenden Begriffen. (Damit geben sie auch eine hervorragende Sekundärliteratur ab, vll. die beste, die zu kriegen ist!) Den Rest des Beitrags lesen »

Spektakeltheorie 2: Von der Elementarform zur Totalität / die Ware

2 Von der Elementarform zur Totalität

Im Folgenden soll nun ein Blick auf Ware und Spektakel als Erklärungsinhalt der beiden untersuchten Sätze geworfen werden. Damit wird die zweite der vier Darstellungsbewegungen dieser Arbeit vollzogen. Der Schwerpunkt bei der Betrachtung dieser beiden Begriffe wird dabei zunächst nicht auf den Inhalt, sondern auf die begriffliche Form und die Funktion für und in der jeweiligen Theorie gelegt werden.

2.1 Die Ware bei Marx

In Bezug auf die Frage nach den Formen des Reichtums nennt Marx eine ungeheure Warensammlung als primäre Erscheinungsform und bestimmt „die einzelne Ware als seine Elementarform.“1 Die Bezeichnung der Ware als Elementarform ist ähnlich zu verstehen, wie  Den Rest des Beitrags lesen »

Burnout, Neurasthenie und warum wir alle dicke Teenager sind

„Fragen und Antworten zum Burn-Out-Syndrom Was passiert bei einem Burn-Out-Syndrom? Ungefähr das gleiche, wie wenn man beim Grillen einen Föhn in die Kohle hält: Man will zu schnell zu viel, hat am Ende jede Menge Asche, aber es schmeckt einem nichts mehr so richtig. Was ist der Unterschied zwischen einer Depression und einem Burn-Out? Depressionen kann jeder bekommen: dicke Teenager, Frauen im Wochenbett und andere Schwächlinge. Ein Burn-Out ist dagegen etwas für echte Macher und Leistungsträger, man erarbeitet es sich regelrecht. Wieso können Burn-Out-Kranke nicht einfach nach ein paar Wochen Ruhe und Erholung in ihren Job zurückkehren? Weil es wenig überzeugend wirkt, wenn die Leute wieder genau den Leistungsdruck generieren sollen, der vor kurzem noch ihren eigenen Körper und Geist überlastet hat. Kann jeder ein Burn-Out bekommen? Nein. Hartz-IV-Empfänger z.B. erwischt bestenfalls so etwas wie Trägheit. Denn wo nie etwas richtig brannte, kann auch nichts verglimmen. Deswegen helfen hier im Gegensatz zum Burn-Out auch nur regelmäßige Tritte in den faulen Arsch.“ (http://www.titanic-magazin.de/news/fragen-und-antworten-zum-burn-out-syndrom-4485/)

Mit diesem Zitat, am 23.09.2011 veröffentlicht im Newsticker der Homepage des Satiremagazins Titanic, ist eigentlich alles gesagt, bzw. lässt es sich durch ein paar Umwege herauslesen. Zuerst springt die Gegenüberstellung von Burnout und Depression ins Auge. Deshalb wird es im Folgenden erst einmal darum gehen, zu klären was überhaupt unter dem jeweiligen zu verstehen ist. Selbstverständliches gibt es nicht. Burnout ist seit einigen Jahren ein Begriff, der jedem von uns begegnet und der uns nicht fremd erscheint, ein intuitives Verständnis ist gegeben: jemand mit Burnout ist eben ausgebrannt von zu viel Arbeit, darauf können sich wahrscheinlich alle einigen. Den Rest des Beitrags lesen »

Donnerstag

Donnerstag ist Reisetag. Und der Tag des großen Wiedersehens, ein Wiedersehen mit Professorin 1000, auf den wir auf halben Weg zwischen Leipzig und Witzenhausen treffen wollen. Die Kommunikation mit der heiß und innig erwarteten Professorin ist lückenhaft, außerdem muss eine ausführliche Sexismus-Debatte geführt werden. Aber all das wird bewältigt und sich auf die Reise begeben.

Das Ziel heißt Nordhausen. Niemand im Institut war ein solcher Ort bekannt. Die Karte wusste jedoch Bescheid und wies uns meisterlich den Weg. Als wir uns weit genug ins gefühlte Zentrum dieser doch erstaunlich ‚bergigen‘ (für Bremer Verhältnisse) Stadt vorgewagt hatten, wurde uns schlagartig klar, dass wir eine geheime Verbindung zu Nordhausen besitzen. Zwei riesige Schnapsflaschen, die über der Nordhäuser Kornbrennerei wie Zwillingsphallussymbole hervorragten verrieten es uns.

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Damit wir nicht hungrig der Ankunft unserer heißbegehrten Professorin harren mussten, wurde in der Kornstadt ein chinesisches Restaurant gesucht, auch gefunden und sich am dortigen, üppigen Buffet gelabt. Und auch Professorin 1000 konnte irgendwann glücklich zu uns stoßen.

Auf den wiedervereinigten Rückweg zum ’sehr blauen‘ (so die Antwort eines Institutsmitglieds auf die Frage der ADAC-Hotline-Dame welche Farbe denn der Wagn hätte, besagtes Mitglied hat damit sowas von Recht, befand das Institut später. Es ist ein wirklich erstaunlich blauer Bus) Gefährt wurde noch ein spannendes Schild entdeckt, welches von der Institutsleitung sogleich zum ‚deutschesten Schild der Welt‘ gekührt wurde.

Deutschland in drei Begriffen - mehr auf den Punkt geht es nicht.

Deutschland in drei Begriffen – mehr auf den Punkt geht es nicht.

Nach dieser Entdeckung wurde ausgiebig Pause am Bus gemacht, ist ja auch anstrengend, so eine Stadt mit Höhenunterschieden, macht auch ganz wirr im Kopf.

Die Nacht wurde in einem befreundeten Hippiehaus auf dem Land verbracht. Mit Kindern und Hunden und Bier. Und wo Hunde und Bier sind, da liegt auch gerne Punkrock in der Luft, solang die Hunde zottelig und das Bier günstig ist, beides war gegeben. Und irgendwie punkrockige Landhippies zu sein, das schafft nicht jeder. Respekt. (dafür.)

Sonntag Abend Berlin!!!

Liebe Berliner, liebe zufällig dort Anwesende,

morgen Abend wird euer aller Lieblingsinstitut live in der Hauptstadt zu sehen sein, ab 20h im Froillein Langner in Neukölln, mit dem modernen Klassiker ‚Garring Lolo und der Superpolizist – eine Kritik der Verliebtheit‘.

Kommt zahlreich, ladet eure Freunde ein.

http://www.frollein-langner.de/

Freitag

Freitagmorgen: Heute ist einer unserer Reisetage. Beginnen tut er gut, die Geschäftsleitung liegt gemeinsam mit dem Sekretariat auf einem großen Trampolin, trinkt Kaffee und diktiert und schreibt zugleich, eine fast symbiotisch zu nennendes Verhältnis hat sich zwischen den Genannten entwickelt, Telepathie stellt kein Problem dar. Dieser Ort, so sind Herrschende und Beherrschte einig, kommt dem Paradies gleich. So muss richtiger Kommunismus sein (nur vll. besser organisiert, aufgeräumter; in der Bewertung dieser Idee sind Geschäftsführung und Sekretariat geteilter Meinung, scheint ein Klassenunterschied zu sein).

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Freitagnachmittag: Die Zustände haben ihren paradisischen Charakter verloren, wir stehen auf der Autobahn, schon im zweiten Stau. Uns kommt in den Sinn die letzte IpuP-Reise nach Berlin, wie unser Fahrer bemerkte, dass Kapitalismus nicht einfach aufhören würde, wenn man ins Auto steigt. Später verglich er noch Jesus und Deutschland, ich kann mich jedoch nicht daran erinnern zu wessen Gunsten dieser Vergleich ausgefallen ist.

Freitagabend: Gegen 22h sind wir tatsächlich in der Hauptstadt. Das Fahrerteam (Professorin mEIER am Lenkrad, Professorin Kemp an den Karten) wird für gute Wegfindungsskills gelobt. Beim aussteigen wird die lehrreiche, doch bittere Erfahrung gemacht, dass ein Stück Butter nicht, ich wiederhole: nicht!, in warmen Bussen durch Republiken kutschiert werden sollte (andere Staatsformen müssen leider diesbezüglich als unerforscht gelten). Der größte Teil des Bodens verfügt nun über eine üppige Butterglasur. Aber nun wird erst einmal die Berliner IPuPFraktion in diverse Arme geschlossen, ein wiedersehen voller Liebe mit Professorin Essionell. Später stellt sich noch heraus, dass noch immer kein Auftritt feststeht, man beschließt den Abend trotzdem entspannt bei Bier und Deutschpunk (sehr empfehlenswert: Mühlheim Asozial) zu beenden. Der Rest wird sich bestimmt durch heldenhaften Einsatz des geliebten (weil so fähigem) Management ergeben, so hofft man auf allen institutionellen Ebenen.

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Donnerstag

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Vormittags wird geprobt, Professorin Heppeh mausert sich von der Zitiermaschine zum Regisseur, der Rest des Instituts ist angetan, Probe verläuft unkoordiniert, aber durchaus Erfolgreich.

Beim aufbauen der Dekoration fällt eines auf: nichts fällt auf! Zum allerersten Mal sind wir an einem Ort, an dem unser Rednertisch nicht wie ein Fremdkörper wirkt. Außerdem ist durch die Anwesenheit diverser Sitzgruppen und Hollywoodschaukeln ein wohnzimmerhaftes Ambiente gegeben, das an die Anfangszeiten zurückerinnert.

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Und auch das Publikum erinnert uns, von der Verhaltensseite aus betrachtet, an die Anfangszeit. Denn es ist ein ernsthaftes Publikum, es ist ein Publikum das denkt ‚aha, da kommt jetzt Theorie/Performance, das ist was seriöses, da muss ich konzentriert dasitzen‘, oder so ähnlich. So war das beim ersten Auftritt auch, als wir Bücher austeilten, mit denen man uns bewerfen sollte, und das Publikum begann darin zu lesen… Wie viel Mühe es uns kostete, die Leute zum Trinken und Spaß haben zu bekommen… und dann, irgendwann, hatten sie es Verstanden. Was natürlich vor allem dazu führte, dass das Bremer Publikum hauptsächlich noch zum Saufen kam und gar nicht mehr zuhören wollte. Dies war in Hildesheim anders, dies war angenehm und irritierend, schließlich haben wir uns etwas weniger Party antrainiert und müssen uns nun ein wenig die eigefahrenen Gewohnheiten ändern. Oder zumindest mit solcherlei Reaktionen rechnen, die übliche leichte Aufgabe: mit dem unberechenbaren rechnen? (Um mal den Pathos unter dem Bett hervorzuziehen). Weil uns einfach keiner kennt, keiner weiß wie unser Zeug einzuordnen ist. Gut so, denn so genau wissen wir das ja Selber nicht.

Mittwoch

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Nach langer Reise endlich Ankunft auf dem Bauwagenplatz in Hildesheim. Unser blauer Bus fügt sich tadellos in das Ambiete ein, der lebendige Teil des Instituts fühlt sich auch willkommen. Lobende Erwähnung müssen die Toiletten finden. Die zum Pinkeln ist zweigeteilt (wie alle guten Dinge, zb. Staaten), der intressante Teil ist derjenige, welcher zum Sitzpinkeln einläd. Eine Klobrille auf einem recht hohen thronartigen Holzkasten, der über eine Stufe davor bestiegen werden kann. Das ganze unter freiem Himmel, aber mit Sichtschutz, was will man mehr?

Das Kompostklo fürs große Geschäft ist interessant für jeden mit Nagetiervorlieben, da nach Verrichtung der für diesen Ort vorgesehenen Dinge einfach einige Sägespäne gestreut werden, man kratzt sie mit einem Schälchen aus einer Box heraus und schaufelt sie aufs Häufchen. Dass ein Schälchen dazu benutzt wird und nicht etwa das Pfötchenäquivalent itself, ist kein Einwand gegen das Nagetiergefühl, wird institutsintern festgestellt, da der Mensch doch eine Art Werkzeugtier sei.

Montag

Das IpuP befindet sich seit Anfang dieser Woche auf Tournee, wer gern eine philosophische Liveband wäre, der muss sich einen Bus zulegen, viel zu viele Dinge hineinladen, so dass, mit Höchstgeschwindigkeit achtzig, die Welt erobert werden kann. Und das Sekretariat ist mit dabei und berichtet.

 

Beginnen, und auch Enden, wird das Ganze in Hannover. Wer in den 90er Jahren seine Punkrockteenangerzeit verbringen durfte, dem wird einleuchten warum dies so sein muss. Für alle Jüngeren oder weniger Punkrocksozialisierten bedarf es an Information. Auch etwas Zeitkolorit: Wir schreiben das Jahr 1995, die Chaostage in Hannover waren das aufregendste Ding für alle verwegenen Jungpunks und die Bahn erfreute uns mit der Einrichtung des Wochenendtikets, welches es ermöglichte ein ganzes Wochenende mit fünf Personen auf Regionalzugebene die geliebte deutsche Republik zu bereisen – das war unser Internet, ein völlig neuer Austausch wurde möglich.

Zu dieser Zeit begab es sich, dass eine Kapelle mit dem Namen ‚Terrorgruppe‘ einiges an Popularität gewinnen konnte (‚Ausverkauf‘ oder ‚Kommerzpunk‘ wären die szenetypischen Fachbegriffe dazu). Auf dem Album ‚Musi für Arschlöcher befindet sich ein Track namens ‚Wochenendtiket‘, mit dem schönen Refrain ‚Heute Hannover und morgen die Welt‘: http://www.youtube.com/watch?v=jNUfry0TCaM. Deshalb ging es nicht anders, Hannover muss es sein, das gibt gutes Punkkarma, falls es so etwas gibt.

 

 

 

Schon wieder neues aus der Forschungsgruppe Faulheit

… die langsam aber sicher zur aktivsten Forschungsgruppe wird.

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aus: Viktor Pelewin, Das fünfte Imperium

(der wohl beste antikapitalistische Vampirroman der Welt, evtl. auch der einzige)